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Hat das Geschlecht der Behandler:innen Einfluss auf die Qualität von Behandlungen und Operationsergebnissen?

  • Teaser: Spielt das Geschlecht der Behandelnden eine Rolle? Studien zeigen: Ärztinnen erzielen oft bessere Ergebnisse – weniger Komplikationen, mehr Empathie. Was steckt hinter diesem Unterschied?
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    In der medizinischen Forschung wird die Frage, ob das Geschlecht des behandelnden Arztes Einfluss auf die Versorgungsqualität hat, zunehmend und auch kontrovers diskutiert. Eine 2022 in der Fachzeitschrift JAMA Surgery erschienenen Untersuchung* an mehr als 1,3 Millionen Patient:innen beispielsweise ergab, dass Patienten, die von Männern operiert wurden, ein höheres Risiko für Komplikationen und Tod hatten, als Patienten, die von Frauen operiert wurden. Ebenso zeigte eine Studie *2017, dass die Sterblichkeit von Patient:innen, egal ob männlich oder weiblich, wenn sie von Frauen behandelt wurden, mit 11,07 Prozent niedriger lag, als wenn Männer für ihre Therapie zuständig waren – in diesem Fall starben 11,49 Prozent. Auch eine umfassende Studie* der Universität zu Köln, die über 50.000 Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 erfasst hat, lieferte interessante Erkenntnisse. Deren Ergebnisse zeigen, dass Patient:innen, die von Ärztinnen behandelt wurden, signifikant bessere Behandlungsergebnisse erzielten als die, die von Männern betreut wurden.

    Die Ergebnisse im Detail

    Die Analyse ergab, dass Patient:innen bei Ärztinnen häufiger an Diabetesschulungen teilnahmen und bessere messbare Therapieziele erreichten, unabhängig vom Geschlecht der Patient:innen. Das Ergebnis zeigt, welche Bedeutung eine partizipative Entscheidungsfindung einnimmt, bei der Patient:innen aktiv in den Therapieprozess einbezogen werden. Relevant ist dies besonders bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes, die das gesamte Leben der Betroffenen beeinflussen.

    Aber auch weitere Forschungen zeigen, dass Patient:innen, die von Ärztinnen behandelt werden, eine geringere Sterblichkeitsrate aufweisen, vor allem bei bestimmten Erkrankungen wie Nervensystemerkrankungen. Die Studien legen nahe, dass Ärztinnen nicht nur präventiver arbeiten und medizinische Leitlinien besser einhalten, sondern auch empathischer kommunizieren und einen stärkeren Fokus auf die Patienten legen.

    Wahrheit oder nur Vermutung?

    Es gibt mehrere Hypothesen, warum Ärztinnen oft bessere Ergebnisse erzielen: Dazu zählen Empathie und Kommunikation. Studien belegen, dass Ärztinnen tendenziell mehr Empathie zeigen und eine partnerschaftliche Beziehung zu ihren Patienten aufbauen. Dies kann das Vertrauen und die Therapietreue erhöhen. Dies wirkt sich positiv auf die Behandlungsergebnisse aus. Ein weiterer Punkt ist das Zeitmanagement: Auch wenn die Sprechstundenzeit oft gleich ist, nutzen Ärztinnen diese Zeit möglicherweise effektiver. Sie legen stärkeres Augenmerk auf Aufklärung und Beratung, während männliche Kollegen tendenziell mehr an Untersuchungen und Therapieklarstellungen interessiert sind.

    Das Einhaltung von Richtlinien: Es ist bekannt, dass Ärztinnen sich eher an klinische Leitlinien halten und präventive Maßnahmen fokussieren. Auch dies trägt dazu bei, dass Patient:innen seltener in kritische Situationen geraten.

    Eine Hypothese besagt, dass männliche Ärzte den Schweregrad von Symptomatik bei weiblichen Patienten möglicherweise unterschätzen. Und diese kann zu Verzögerungen bei der Behandlung führen.

    Offene Fragen und weitere Forschung

    Trotz der Erkenntnisse bleibt die Frage, ob Frauen die „besseren Ärzte“ sind, weitgehend offen. Die aktuelle Forschung kann bislang nicht vollständig klären, ob andere Variablen, wie z. B. das gesamte sozioökonomische Umfeld, die Versorgungsqualität beeinflussen. Zudem gibt es Unterschiede in der Versorgung durch Männer und Frauen, die häufig nicht mit rein geschlechtsspezifischen Fähigkeiten erklärt werden können.

    Ein weiterer Punkt, der beachtet werden sollte: Trotz des Anstiegs von behandelnden Ärztinnen in Praxen und Krankenhäuser, ist der Anteil an Frauen in gestaltenden Führungspositionen im Gesundheitswesen nach wie vor sehr ausbaufähig. Hier spielen strukturelle Aspekte, wie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, ebenfalls eine Rolle.

    Fazit: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass es geschlechtsspezifische Unterschiede in der Behandlungsqualität gibt. Sie sind jedoch nicht einfach mit der Frage „Sind Ärztinnen die besseren Ärzte?“ zu beantworten. Vielmehr zeigt sich, dass Vielfalt in der Medizin entscheidend ist. Verschiedene Perspektiven und Arbeitsweisen können die Patientenversorgung verbessern und bringen letztlich Vorteile für alle Beteiligten, sei es Patientinnen, Patienten oder das Gesundheitssystem insgesamt. Um die Versorgungsqualität weiter zu steigern, sollte sowohl die Kommunikation zwischen Ärztin/Arzt und Patientin/Patient als auch die Berücksichtigung individueller geschlechtersensibler Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen.

     

    Quellen:
    https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34878511/

    https://jamanetwork.com/journals/jamainternalmedicine/fullarticle/2593255 

    https://www.acpjournals.org/doi/10.7326/M23-3163 

     

    Autorin Ulrike Serbent

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Unser Netzwerkabend am 15. September im Hartmannbundhaus

  • Teaser: Am 15. September 2025 luden die Spitzenfrauen Gesundheit e.V. zu einem besonderen Netzwerkabend ins Hartmannbundhaus in Berlin ein. In inspirierender Atmosphäre trafen sich Expertinnen aus allen Bereichen des Gesundheitswesens, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam darüber zu diskutieren, wie das Gesundheitswesen von morgen gestaltet werden kann.
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    Die Begrüßung übernahmen Dr. Rebecca Otto und Cornelia Wanke, Co-Vorsitzende der Spitzenfrauen Gesundheit, gemeinsam mit Prof. Dr. Anke Lesinski-Schiedat. In ihren Auftaktworten betonten sie die Bedeutung von Netzwerken als Motor für Veränderung: mehr Sichtbarkeit für Frauen im Gesundheitswesen, Diversität in Führungsetagen und eine geschlechtergerechte Versorgung.

    Im Anschluss an die Eröffnung folgten Gesprächsrunden, die aktuelle Entwicklungen im Gesundheitswesen beleuchteten – von innovativen Versorgungsansätzen über digitale Transformation bis hin zu neuen Perspektiven auf Leadership und Gleichstellung. Das Herzstück des Abends bildete wie immer das Netzwerken: Bei einem entspannten Get-together nutzten die Gäste die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, Erfahrungen auszutauschen und konkrete Projektideen weiterzudenken. Viele Teilnehmende berichteten, dass sie neue Perspektiven und Impulse mitnehmen konnten – genau das Ziel, mit dem Spitzenfrauen Gesundheit 2020 gestartet ist.

    Wir danken allen, die diesen Abend mitgestaltet und ermöglicht haben, insbesondere unserem Gastgeber Hartmannbund, für die großartige Unterstützung.

    Solche Abende zeigen: Veränderung geschieht dort, wo Menschen zusammenkommen. Wir freuen uns auf die kommenden Veranstaltungen, neue Gesichter und den fortgesetzten Dialog für ein diverses, gerechtes und innovatives Gesundheitswesen.

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Achtsame Vereinbarkeit von Beruf & Familie für Frauen in Spitzenpositionen

  • Teaser: Achtsame Vereinbarkeit von Beruf & Familie ist für Frauen in Spitzenpositionen essenziell. Balance gelingt, wenn äußere Rahmen passen – und innere Haltung, Selbstfürsorge & Klarheit stimmen.
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    Das Thema „Vereinbarkeit von Beruf und Familie“ bzw., wie ich es auch in meinen Seminaren nenne, „der gesunde Spagat zwischen Beruf und Familie“…findet sich mehr und mehr in den Medien und im Kontext Unternehmenskultur sowie bei Frauen in Spitzenpositionen. Eine achtsame und gesunde Vereinbarkeit der Lebenswelten ist für uns Frauen, die sich beruflich engagieren möchten und auch immer mehr in die Führung und verantwortungsvolle Positionen gehen, nicht nur wünschenswert, sondern essenziell.  

    Hierbei gibt es zwei Seiten, die beeinflussen, wie leicht uns die Balance zwischen Beruf und Familie fällt und wie wir den „Spagat“ meistern.

    Zum einen sind es die äußeren Rahmenbedingungen: wie ist die Betreuung der Kinder sichergestellt? Wie ist das Familienleben organisiert, so dass beide Elternteile so arbeiten können wie sie es sich vorstellen oder es notwendig ist? Bei diesen Rahmenbedingungen haben wir manchmal aber nur bedingt Einfluss. Im optimalen Fall können wir einen Arbeitgeber wählen, der uns in der Flexibilität unterstützt und wir auch in einer Führungsposition Familie „leben“ können. Wir können uns vielleicht auch die Kita suchen, die für uns günstige Betreuungszeiten anbietet. Dies beides ist aber nicht „sicher“ oder immer der Fall und die Politik hat hier noch einiges zu tun. So kommt die zweite Seite im Thema Vereinbarkeit umso mehr in den Fokus.

    Diese, meiner Erfahrung nach, viel wichtigeren Seite, ist meine innere Haltung in den  
    Lebenswelten. Meine mentale Einstellung wie ich all die Themen von Beruf und Privat „vereinbare“. „Vereinbarkeit beginnt (wie viele andere Themen im Leben auch) im Kopf“ und bestimmt maßgeblich, dass ich gesund, in Balance und entspannt bleibe.  

    Was hilft es mir, wenn die besten Rahmenbedingungen da sind und ich trotzdem ein dauerndes schlechtes Gewissen gegenüber meinen Kindern habe? Bin ich glücklich, wenn die Oma sich darüber freut, ihr Enkelkind einmal die Woche aus der Kita abholen zu können, ich aber die ganze Zeit denke, die Hilfe darf ich nicht annehmen? Oder wenn ich HomeOffice machen und dadurch meine Zeit etwas freier gestalten kann, aber zu Hause zwischen Haushalt und Arbeit hin und her springe und das HomeOffice mich nicht entspannter, sondern zerrissener macht?  

    Es ist unsere Einstellung, unsere Denk- und Verhaltensmuster, die ein leichtes Leben in den Welten Beruf und Privat ermöglichen. Wir können noch so gute äußere Bedingungen haben und uns doch unter Dauerstrom fühlen. Wichtig ist, dass wir Klarheit für uns haben. Klarheit darüber, was wir mit UNS vereinbaren möchten. An diesem Punkt beginnt Vereinbarkeit!  

    Fragen sind dabei:

    „Was ist mir wichtig im Zusammenhang von Familie und Beruf?“  

    „Wieviel möchte ich in die Arbeit investieren und Kraft stecken?“

    „Wo stehen meine Kinder, die Partnerschaft (JA, die ist auch wichtig!), vielleicht auch zu pflegende Angehörige und vor allem auch wo finde ich Zeit für MICH?“.

    In diesem achtsamen Abwägen der Bereiche dürfen wir uns auf keinen Fall vergessen. Viele empfinden dies als egoistisch. Es ist aber tatsächlich eine Notwendigkeit dafür, dass wir Energie und den Akku für all die Dinge geladen haben, die um uns herum passieren und die uns auch wichtig sind. Das Thema Selbstfürsorge und Achtsamkeit spielt in dem für viele empfundenen Spagat zwischen Beruf und Familie eine große Rolle.   
    Selbstfürsorge ist meist ein empfundenes Luxusgut, das wir aber unbedingt zur Gewohnheit werden lassen dürfen. Achtsamkeit beinhaltet das Sein im hier und jetzt und die Wahrnehmung meiner Gefühle und Bedürfnisse, ohne sie zu werten; d.h. uns erst einmal zu spüren und dann zu entscheiden, was wir tun.  
    Um unseren Job und das Privatleben nicht nur irgendwie funktionieren zu lassen, sondern auch zu „leben“ und zu „genießen“, können wir auf Basis der Selbstfürsorge und Achtsamkeit eine entspannte Klarheit entwickeln und Prioritäten setzen.  

    Wie ist die Verteilung in beruflichen Themen und Familienzeit, wenn ich nach meinem ehrlichen Wunsch gehe? Möchte ich mich beruflich weiter entwickeln und brauche hierfür auch den nötigen Raum und die Zeit? Oder möchte ich mich vielleicht in den ersten Jahren der Kinder auf die Familie konzentrieren und weniger oder vielleicht gar nicht arbeiten? Egal in welche Richtung; wir dürfen dazu stehen und unseren Weg gehen.   
    Die Schwierigkeit beginnt erst, wenn die klare Entscheidung verschwindet… wenn wir eigentlich damit hadern, dass die Wäsche liegen bleibt, obwohl wir einen für unsere Position wichtiges Meeting vorbereiten möchten. Genau da beginnt das Gedankenchaos und die Zerrissenheit, die uns mittel- bis langfristig aufreibt und auslaugt. Mit einer achtsamen, bewussten Haltung, dass die Wäsche noch liegen bleiben kann und sie keinem etwas tut, wenn sie in 2 Stunden gemacht wird, können wir uns auf das Meeting konzentrieren und unsere Gedanken fokussieren. 100 % bewusstes Arbeiten, danach 100 % Wäsche, weg vom Multitasking hin zum Singletasking.  

    In den Lebenswelten, in denen wir uns mittlerweile sehr schnell hin und her bewegen, und die durch HomeOffice, Handys und viel Erreichbarkeit ineinander übergehen, ist es an uns Grenzen zu setzen. Bewusst und achtsam mit uns zu sein! Was brauche ich, um mich zu erholen, um zwischendurch Gas zu geben, um „da zu sein“? Wir verlieren in der Schnelligkeit häufig den Kontakt zu uns und spüren manchmal gar nicht, was wir brauchen und möchten. „Funktionieren“ steht da eher an der Tagesordnung.  
    Ich erlebe es bei meinen Klienten:innen und kenne es von früher auch selber, dass die eigenen Erwartungen, die aller anderen übertreffen und wir es meist möglichst perfekt machen wollen. Doch, ist Perfektion nötig? Wollen wir nicht lieber authentisch und bei uns sein und auch in solch einer Unternehmenskultur arbeiten?   
    Wir dürfen echt und mit Fehlern sein! Im Job, in der Familie, im Freundeskreis. Wir dürfen Grenzen setzen und für uns die Entscheidung treffen „das ist mir zu viel“, das mache ich morgen oder nehme Hilfe an und gebe es ab. Im Übrigen sind für Kinder weniger perfekte Eltern mit klaren Grenzen sehr viel wertvoller und auch tatsächliche Vorbilder!  

    Und: das Vereinen der Lebenswelten bringt Skills wie Kompromissfähigkeit, Kommunikationsstärke, Resilienz, Verhandlungsgeschick, Mut, Ehrlichkeit, Empathie und vieles mehr mit sich. Echte Stärken für Frauen in Spitzenpositionen!  

    Autorin: Anne Fürwentsches  

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Die Zahnmedizin zeigt, Prävention wirkt

  • Teaser: Erkenntnisse der Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS 6)
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    Neun Jahre nach der DMS 5 liegen mit der DMS 6 aktuelle, bundesweit repräsentative Daten zur Mundgesundheit in Deutschland vor. Die vom Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) durchgeführte kombinierte Quer- und Längsschnittstudie ist die größte oralepidemiologische Untersuchung des Landes. Sie erfasst nicht nur den aktuellen Mundgesundheitsstatus, sondern auch das Präventionsverhalten und den Versorgungsgrad in verschiedenen Bevölkerungsgruppen. 
    Wie sah die Studienpopulation aus und was war neu dabei? 
    Insgesamt nahmen 3.374 Personen teil, darunter: 

    • 714 Kinder (8–9 Jahre)
    • 959 Kinder (12 Jahre)
    • 929 Erwachsene (35–44 Jahre)
    • 799 Seniorinnen und Senioren (65–74 Jahre)

    Eine Besonderheit dieser Erhebung war, dass erstmals eine Generation untersucht werden konnte, die von Kindheit an flächendeckend an Gruppen- und Individualprophylaxe teilgenommen hat. 
    Zentrales Ergebnis der Studie ist, dass Prävention wirkt. 
    Seit Einführung systematischer Prophylaxemaßnahmen Ende der 1990er-Jahre ist die Karieslast bei Kindern um 90 % gesunken – ein international herausragender Erfolg primärpräventiver Strategien. 
    Weitere Ergebnisse sind, dass Zahnlosigkeit im jüngeren Erwachsenenalter nahezu eliminiert ist und der Anteil zahnloser jüngerer Seniorinnen und Senioren um 80 % auf nur noch 5 % gesunken ist. 
    Rund 80 % der älteren Kinder sind kariesfrei allerdings konzentriert sich hier Karies auf eine kleine Hochrisikogruppe (Kariespolarisation). Ebenfalls bleibt ein sozialer Gradient erkennbar: Seniorinnen und Senioren mit niedrigem Bildungsstand sind mehr als viermal häufiger zahnlos. 
     
    Welche Herausforderungen gibt es dann noch in der Zahnmedizin und ist das Berufsbild des bohrenden Zahnarztes ein Auslaufmodell? 
    Mit der gestiegenen Zahnerhaltung rückt Parodontitis als altersassoziierte Erkrankung stärker in den Fokus. Früher führten Zahnverluste zu einer geringen Parodontitisprävalenz, heute sind mehr Zähne „at risk“. Dies bedeutet, dass wir einen präventionsorientierten Ansatz jetzt auch im höheren Lebensalter brauchen. Dies ist allerdings deutlich komplexer, da Multimorbidität und Risikofaktoren (z. B. Diabetes, Rauchen) die Erkrankungsdynamik beeinflussen. 

    Zähne und Allgemeingesundheit – gibt es eine Verbindung von Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen? 

    Die DMS 6 widmete sich vertieft der Beziehung zwischen Parodontalstatus und kardiovaskulären Erkrankungen bei 65- bis 74-Jährigen. 
    Mehr als ein vierteil (27,6 %) dieser Altersgruppe hatten eine Herz-Kreislauf-Erkrankung. Betroffene wiesen im Schnitt 2,1 Zähne weniger auf, waren häufiger zahnlos (7,4 % vs. 4,2 %) und hatten tendenziell öfter schwere Parodontitis. Ebenfalls erfolgten Zahnarztbesuche seltener präventiv und häufiger beschwerdeorientiert auch die Interdentalreinigung und professionelle Zahnreinigung wurden seltener genutzt. 
    Der Zusammenhang ist pathophysiologisch plausibel: Parodontitis begünstigt über systemische Entzündungen und bakterielle Streuung atherosklerotische Veränderungen. Studien zeigen ein um etwa 25 % erhöhtes kardiovaskuläres Risiko bei schwerer Parodontitis. 
    Die Ergebnisse unterstreichen, dass Herz-Kreislauf-Patienten gezielt in zahnmedizinische Präventionsprogramme integriert werden sollten. 
    Empfehlungen für diese Patientengruppe sind regelmäßige zahnärztliche Kontrolluntersuchungen unabhängig von subjektiven Beschwerden sowie Aufklärung über den Zusammenhang zwischen Parodontitis und systemischen Erkrankungen. Ein Weg wäre eine interdisziplinäre Kooperation zwischen Zahnmedizin, Allgemeinmedizin und Kardiologie, um Risikopatienten frühzeitig zu erfassen und engmaschig zu betreuen. 

    Fazit

    Die DMS 6 bestätigt den nachhaltigen Erfolg präventionsorientierter Maßnahmen in der Zahnmedizin – insbesondere in der Kariesprophylaxe. Gleichzeitig zeigt sie Handlungsbedarf bei der Parodontitisprävention im Alter und verdeutlicht den engen Zusammenhang zwischen Mund- und Allgemeingesundheit. Eine konsequente Lebenslaufprävention, die von der Kindheit bis ins hohe Alter reicht, ist entscheidend, um die erreichten Erfolge zu sichern und künftige Herausforderungen zu bewältigen. 
    Quelle: http://www.deutsche-mundgesundheitsstudie.de/  
    Autorin: Dr. Rebecca Otto 

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Gesundheitsförderung in Krankenhäusern, Praxen und in der Pflege? Unbedingt notwendig! – zur Sicherung unseres Gesundheitssystems

  • Teaser: Gesundheitsförderung in Krankenhäusern, Praxen und in der Pflege? Als Fachfrau für Betriebliches Gesundheitsmanagement sage ich: „Unbedingt! Kein Luxus, sondern die Sicherung eines nachhaltigen Gesundheitssystems für die Gesellschaft.“
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    Gesundheitsförderung in Krankenhäusern, Praxen und in der Pflege? Als Fachfrau für Betriebliches Gesundheitsmanagement sage ich: „Unbedingt! Kein Luxus, sondern die Sicherung eines nachhaltigen Gesundheitssystems für die Gesellschaft.“

     


    Im Gesundheitswesen gewinnen die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden eine immer größere Rolle. Durch die zunehmende Arbeitsbelastung und gleichzeitig steigende Quote der Erkrankungen oder auch schlichtweg fehlendes Personal ist es umso wichtiger, dass wir für diejenigen sorgen und präventiv handeln, die da sind und ihren Teil zur Gesundheit der Gesellschaft beitragen.

     


    Eine moderne Gesundheitsversorgung reagiert nicht nur, sondern arbeitet vorausschauend präventiv und sichert unter anderem dadurch die wirtschaftliche Grundlage der Einrichtungen unseres Systems. Die Ressource Mensch ist trotz technischer Fortschritte und KI unverzichtbar, und der Mensch darf im Fokus stehen. Möchten wir nicht alle lieber in echte Gesichter schauen, wenn wir beim Zahnarzt sitzen, eine Operation bevorsteht oder wir pflegebedürftig werden? Bei genau diesen Menschen ist Arbeitszufriedenheit und das Wohlbefinden am Arbeitsplatz immens wichtig, um für den Patienten da zu sein, aber auch gesund zu bleiben und die Arbeitskraft zu erhalten.

     


    Was zu dieser Gesundheit dazugehört? Zum einen die körperliche Gesundheit, um die jeweilige Tätigkeit ausüben zu können (z. B. Heben von Pflegebedürftigen), aber auch die mentale Gesundheit, um „voll da zu sein“.

     


    Die betriebliche Gesundheitsförderung setzt genau hier an und arbeitet zum einen in der Verhältnisprävention, das heißt in den Rahmenbedingungen wie z. B. Prozessen, in denen das Gesundheitswesen arbeitet (Stichwort: Arbeitssituationsanalyse). Zum anderen setzt die Gesundheitsförderung aber auch in der Verhaltensprävention an und entwickelt eine individuelle Gesundheitskompetenz, die den Mitarbeitenden unterstützt, Warnsignale zu erkennen und beispielsweise eine Erschöpfungsspirale zu vermeiden.

     


    Wir alle wissen, wie sehr Arztpraxen, Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und das gesamte Gesundheitswesen unter Termin- und Leistungsdruck stehen. Die Themen anhaltende Stresssymptome, Arbeiten trotz Erkrankung, „nur noch funktionieren“, Steigerung der Fehlerquote bis hin zum Burnout, sind nach wissenschaftlichen Studien und auch nach meiner Erfahrung an der Tagesordnung. In meinen Workshops sitzen regelmäßig Teilnehmende, die täglich über ihre Grenzen hinausgehen und entsprechende Erholungsphasen in der Regel ausbleiben. Um ein gesundes System aufzubauen und die Menschen, die für andere da sind, zu unterstützen, ist eine Gesundheitsförderung mittlerweile unbedingt in die Arbeitskultur einzubauen und von der Führung bis zur letzten Hierarchiestufe zu leben.

     


    Egal, wie groß oder klein die Praxis, das Krankenhaus oder die Einrichtung ist – Gesundheitsförderung umfasst für alle passende Maßnahmen und kann individuell aufgebaut werden. Die Themen Stärkung der Resilienz, Stressmanagement, Achtsamkeit in einem stressigen Praxisalltag, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Burnout-Prävention und Führungskräfte-Schulungen hinsichtlich gesunder Führung können in allen Betriebsgrößen bis hin zu Einzel-Coachings umgesetzt werden. Allen Maßnahmen ist gemein, die mentale Gesundheit zu stärken und die individuelle Gesundheitskompetenz zu fördern.

     


    „Die Gesundheit der Mitarbeitenden ist das höchste Gut, und ohne Gesundheit ist alles nichts“ – dies gilt heute mehr denn je. Wir brauchen die Gesundheit der Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten: um produktiv zu bleiben, um wirtschaftlich arbeiten zu können, um unsere Gesellschaft zu versorgen und, wie ich finde, auch um Freude an der Arbeit in genau diesen wertvollen Berufen zu empfinden. Das Wohlbefinden in einem Beruf, das stimmige Gefühl mit dem Team und der Führungskraft, ist eine nach wie vor unterschätzte Bindung und Identifikation mit meinem Arbeitsplatz. Wir sind Menschen, die sich in ihrem Alltag sicher, wertgeschätzt und gesehen fühlen wollen. Nur dann können wir stressige, anstrengende Phasen gut überstehen und danach wieder zu Kraft kommen. Das „Funktionieren“ in vielen Bereichen geht zulasten der Gesundheit und führt auf Dauer zu Dienst nach Vorschrift bis hin zu Krankheiten und/oder Fluktuation.

     


    Die Menschen, die sich für die Gesundheit anderer einsetzen, müssen genauso im Fokus der betrieblichen Gesundheitsförderung stehen wie andere Branchen. Es geht um die Qualität der Versorgung und das Hinsehen in den Berufen, bei denen man vielleicht voraussetzt, dass Gesundheit selbstverständlich ist.

     

    Autorin: Anne Fürwentsches

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