
Gender Health Gap – eine stille Krise
Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer, doch sie verbringen deutlich mehr Lebensjahre mit gesundheitlichen Einschränkungen. Der sogenannte „Gender Health Gap“ beschreibt die systematische Benachteiligung von Frauen im Gesundheitswesen: Medikamente werden oft an männlichen Körpern getestet, Symptome (z. B. bei Herzinfarkten) werden bei Frauen zu spät erkannt, Krankheiten wie Endometriose oder Wechseljahresbeschwerden sind untererforscht, Frauen warten länger auf Diagnosen – besonders bei Krebs.
Diese Lücken sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck eines Systems, das zu lange den männlichen Körper als medizinische Norm betrachtete.
Rückgang bei Vorsorgeuntersuchungen – ein alarmierender Trend
Auch in Deutschland ist ein Rückgang der Teilnahme an Früherkennungsprogrammen wie dem Mammographie-Screening zu beobachten. Gründe dafür sind vielfältig: Zeitmangel und Care-Arbeit, Misstrauen gegenüber medizinischen Institutionen, fehlende Aufklärung oder kulturelle Barrieren, politische Einflussnahme auf reproduktive Rechte.
Gerade in einem Klima, in dem frauenfeindliche Narrative wieder präsenter werden, ist der Zugang zu präventiver Gesundheitsversorgung ein Akt der Selbstbestimmung – und zunehmend ein Politikum.
Frauengesundheit als Aufgabe der Bundesregierung
Die neue Bundesregierung hat sich in ihrem Koalitionsvertrag zur Stärkung der geschlechtssensiblen Medizin bekannt. Doch nun müssen Taten folgen: mehr Forschung zu frauenspezifischen Erkrankungen, bessere Datenlage zu Menstruation, Wechseljahren und psychischer Gesundheit, barrierefreier Zugang zu Vorsorge und reproduktiver Medizin.
Autorin: Martina Dörmann