
Impfung gegen Krebs? Gibt es.
Schon seit 2006 gibt es in Europa einen zugelassenen Impfstoff gegen Humane Papillomviren (HPV), der vor assoziierten Zellveränderungen (Läsionen) schützt und Krebserkrankungen bei Frauen wie Männern nachgewiesen verhindern kann. Die Impfung ist für Mädchen und Jungen zwischen 9 und 14 Jahren empfohlen. Der Nutzen ist am größten, wenn sie vor dem ersten Geschlechtsverkehr erfolgt – kann aber auch nach dem ersten Geschlechtsverkehr verabreicht werden. Die bundesweite Quote der Impfungen gegen Humane Papillomviren (HPV) unter gesetzlich versicherten 9- bis 14-Jährigen der Geburtsjahrgänge 2003–2009 liegt bei knapp 50 Prozent der Mädchen und gut 30 Prozent der Jungen (vollständig gegen HPV geimpft).* Daten des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung. Und die Quote in Deutschland liegt insgesamt im europäischen Vergleich bereits relativ weit hinten, nämlich nur auf Platz 19. Gleichzeitig ist das erklärte Ziel der WHO, bis zum Jahr 2030 eine Impfquote von 90 Prozent bei den 15-jährigen Mädchen zu erreichen, noch weit entfernt. Diese Entwicklung ist besorgniserregend. Denn im Kampf gegen Gebärmutterhalskrebs, der vierthäufigsten Krebserkrankung weltweit, ist die Impfung eine große medizinische Errungenschaft und eine echte Chance, viel zukünftiges Leid zu vermeiden. Diese Möglichkeit gibt es bei vielen Krebsarten nicht, und dort, wo wir sie haben, sollte sie auch genutzt werden.
HPV ist nicht nur ein „Frauenproblem“ – gesundheitliche Vorteile für Jungen und Männer
Die HPV-Impfung ist ein entscheidender Schritt in der Prävention von HPV-bedingten Erkrankungen, die nicht nur Frauen, sondern auch Männer betreffen. Während viele Menschen beim Thema HPV und Impfung oft an Gebärmutterhalskrebs und den Schutz von Frauen denken, ist noch zu wenig bekannt, dass auch Jungs und Männer erheblich von der Impfung profitieren können. Einer der wichtigsten Gründe, warum Jungen sich impfen lassen sollten, ist der Schutz vor verschiedenen Krebsarten. Hochrisiko-HPV-Typen wie HPV 16 und 18 können bei Männern zu Analkrebs, Peniskrebs und bestimmten Kopf-Hals-Tumoren führen. Darüber hinaus sind Genitalwarzen (auch Feigwarzen genannt), die durch Niedrigrisiko-HPV-Typen verursacht werden, ebenfalls eine erwiesene Bedrohung für die männliche Gesundheit. Diese unschönen Hautveränderungen im Genitalbereich können Unannehmlichkeiten und psychische Belastungen mit sich bringen.
Solidarität und Herdenimmunität
Ein weiterer wichtiger Aspekt der HPV-Impfung ist der solidarische Schutz. Wenn sich sowohl Jungen als auch Mädchen impfen lassen, verringert sich die Ausbreitung des Virus in der gesamten Bevölkerung. Modellrechnungen zeigen, dass die Anzahl der HPV-Infektionen schneller zurückgeht, wenn beide Geschlechter gemeinsam für die Impfung überzeugt werden. Damit schützen sich Männer nicht nur selbst, sondern tragen auch dazu bei, ihre Partnerinnen oder Partner zu schützen und die allgemeine Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern.
Geschlechtergerechtigkeit im Gesundheitsbereich
Die HPV-Impfung ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheitsvorsorge für Jugendliche. Sie ermöglicht allen Jugendlichen, unabhängig von ihrem Geschlecht, den Zugang zu einem wichtigen Schutz vor HPV-bedingten Erkrankungen. Daher ist es wichtig, in Gesundheitsberatungen und Aufklärungsgesprächen zu Impfungen darüber aufzuklären, dass Männer ebenfalls ein Risiko tragen. Dieses kann mit der Impfung reduziert werden. Jungs und Männer sollten sich nicht nur im Hinblick auf die Verhinderung von Krebserkrankungen und Genitalwarzen impfen lassen, sondern auch aus solidarischen Gründen, um die Verbreitung von HPV zu reduzieren. Die Impfung ist ein Schritt in Richtung einer gesünderen und gerechteren Gesellschaft, in der alle Geschlechter gleichermaßen geschützt sind. Sowohl Männer als auch Frauen sollten sich aktiv um ihre Gesundheit kümmern!
Autorin: Ulrike Serbent